Der Schwemmkanal

Wir starten von der Brücke Hradlový most Rechle und wandern entlang des Vchynicko-Tetovský plavební kanál. Direkt an der Vydra weiter zu laufen ist nicht möglich.
Der gut begehbare Weg entlang des Kanals führt uns auch durch die Geschichte und die Natur des Srnitales. Viele interessante Erlebnispunkte wie das Hotel Antygl, Vchynice-Tetov I und Rokyta mit dem Informationszetrum, Mechov, den Ortsteil von Srni, den alten Ort Sedlo, das Becken als Wasserspeicher für das Wasserkraftwerk, das Wasserschloss und dem Klostermannblick passieren wir auf diesem Weg. Wir können auch an den historischen Brücken über den Kanal verweilen. Wirtschaftlich hat der Kanal seine Bedeutung nicht verloren. Der erste Bereich nach dem Wehr, der gut gepflegt und sogar ausgebaut ist, wird als Wasserzulauf für das Wasserkraftwerk Čeňkova Pila genutzt. Dann gelangt das Wasser von dem Kanal über Fallrohre in das Pufferbecken bei Sedlo unweit von Srni. Es wird über eiserne Rohrleitungen zum Wasserkraftwerk Vydra weitergeleitet, wobei ein Höhenunterschied von 215 Meter überwunden wird. Der Kanal steht unter Denkmalsschutz. Vor allem werden seine acht Brücken geschützt. Das alte Wasserkraftwerk ist als aktives Museum bei Čeňkova Pila immer ein Besuch wert. Hier endet die Vydra und die Otava entsteht.

Historische Brücke über den Vchynicko-Tetovsky kanal
Historische Brücke über den Vchynicko-Tetovsky kanal

 

 

Die Bogenbrücken baute man vor allem aus Granit. Der wichtigste Stein ist der Keilstein. Er befindet sich in der Mitte der Brücke und hält sie zusammen. Die Instandsetzung aller erhaltenen Kanalbrücken in den 90er Jahren ist ein Beitrag zur Erhaltung des Kulturerbes.

 

Das Wasserschloss
Das Wasserschloss

 

 

Übersichtsplan
Übersichtsplan

Der Vchynicko-tetovský plavební kanál ist eine künstliche Wasserstraße, die in den Jahren 1799-1801 auf Vorschlag des Schwarzenbergschen Ingenieurs Josef Rosenauer errichtet wurde. Der Grund für das Erbauen dieses Werkes war einfach – nämlich den nicht schwemmbaren Abschnitt des Flusses Vydra zu umgehen, damit man das Holz durchgehend transportieren konnte. Sein Name bekam der Kanal nach der ehemaligen Ortschaft am Ursprung des Kanals Chinitz-Tettau. In der ersten Überlegung sollte Felsbrocken in der wilden Vydra gesprengt werden. Dies wurde aus Kostengründen verworfen. Dadurch ist das wunderschöne Flussbett der Vydra bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Im Juni 1799 waren am Kanal-Bau 200 Arbeiter beteiligt und die Zahl stieg später bis auf 2500 an. Im Frühling 1801 wurde das Bauwerk fertiggestellt und man konnte mit dem Holzschwemmen beginnen. Der Kanal selbst beginnt mit einer Schleuse an der Vydra, die ihn noch heute vor Beschädigungen durch Eis und Hochwasser schützt und mündet die Křemelná. Die letzten 500 m verlaufen durch einen Felsentunnel. Während des Kanalbaus wurde gleichzeitig das Flussbett der Otava ausgebaut. Man entfernte Steine aus dem Flussbett und 13 Wasserwehren wurden errichtet, damit der Fluss besser befahrbar wurde. Damit die Flößer mit dem Holz aus dem Böhmerwald bis nach Prag kommen konnten, musste man auch das Flussbett der Vltava ausbauen. Der Weg nach Prag dauerte dann auf den Flößen je nach Wasserstand 3 - 4 Tage. Fürst Schwarzenberg erhielt im Jahr 1801 das Privileg zum Holzschwemmen, welches ihn für 30 Jahre zum Holztransport vom Böhmerwald nach Prag berechtigte. Nach Ablauf des Privilegs wurde dieses um weitere 30 Jahre verlängert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts fing man in Prag an mit Kohlen, die günstiger waren, zu heizen und der Transport der Kohlen mit der Eisenbahn kostete auch weniger Geld. Das intensive Flößen hörte zwar auf, aber man benutzte den Kanal zum Holztransport zu den Wohnhäusern weiter. Das letzte Holzschwemmen fand 1958 statt. Man schätzt, dass durch den Kanal insgesamt ungefähr vier Millionen Kubikmeter Holz transportiert wurden. Der Schwemmkanal ist heute ein anerkanntes technisches Denkmal und wird zur Hälfte für die Wasserversorgung des Kraftwerkes in Čeňkova Pila genutzt.

Übersichtsplan
Übersichtsplan

 

Für die erste Rast bietet sich das Hotel Antýgl an. Wir gehen von unserem Wanderweg hinunter, setzten uns bei schönstem Sonnenwetter auf die Terrasse und bestellen uns einen typischen böhmischen Klekselkuchen.Es ist zwar schon viele Jahre her, dass ich diesen hier probierte, aber ich hoffe, er ist immer noch zu bekommen. Ich muss mal an dieser Stelle betonen, dass ich die böhmische Küche  liebe. Für einen Kleckselkuchen wird ein Hefeteig mit Mohn, Quark, Pflaumen- und Apfelmus belegt. Gern esse ich auch Obstknödel oder Buchteln. Als Mittagessen liebe ich das süß saure Weißkraut mit Böhmischen Knödeln. Die lockeren Semmelknödel gibt es mit Schweinefleisch oder Gulasch, böhmisch angerichtet mit Zwiebel und Knoblauch.

 

Wenn man sich immer mehr mit der Natur, der Geschichte und den Menschen des Böhmerwaldes beschäftigen möchte, empfehle ich den Besuch der zahlreichen Informationszentren im Nationalpark Šumava und die neu entstehenden zoologischen Einrichtungen.
Ein Besucherzentrum ist das bei Rokyta. An der Straße von Srni nach Modrava vor Antýgl gelegen, dokumentiert es die Geschichte und die Besiedlung des oberen Böhmerwaldes, insbesondere die Waldwirtschaft und die Entwicklung des Holzflößens. Ganz interessant ist die Nähe zum Vchynicko-tetovský plavební kanál, von dem wir bei unserer Wanderung abgebogen sind. Das Modell eines Floßes und historische Werkzeuge erinnern an die Arbeit der Flößer entlang des Schwemmkanals. Die historischen Fotos lassen einem die damalige Zeit erleben.
Sehenswert ist auch die geologische Ausstellung neben dem Gebäude des Informationszentrums der im Böhmerwald vorkommenden Gesteine.
Dieses Besucherzentrum hat an der Straße 16910 eine Bushaltestelle.

Besucherzentrum Rokyta
Besucherzentrum Rokyta

 

 

Der böhmische Linienbus von Susice nach Modrava
Der böhmische Linienbus von Susice nach Modrava

Hier am Vchynicko-tetovský plavební kanál befindet sich im ehemaligen Schwarzenberger Forsthaus seit dem Jahr 1997 das Informationszentrum des Nationalparks mit einem geologischen Freiluftgelände.

Ich wandere oft von Modrava entlang der Vydra zur Hradlový most Rechle und weiter entlang des Kanals zu diesem Ort und fahre mit dem Bus zurück nach Modrava. In Zeiten schneereicher Winter ist diese Wanderung besonders interessant. Man sollte sich aber erkundigen, wann Rokyta von den grünen Šumavabussen angefahren wird, da sich der Fahrplan sich je nach Jahreszeit ändert.

 

Wie erreichen Antygl ...

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    Fotos, Skizzen & design © Bernd Willi Heinz Richter